Architekten
Kommunen

Zukunft findet Stadt

12.05.2011

24. METTEN FORUM FÜR FREIRAUMGESTALTUNG AM 12. MAI 2011 IN DÜSSELDORF

Das hat mehr als nur mit Tradition zu tun, wenn ein Unternehmen bereits zum 24. Mal ein Forum für öffentliche Freiraumgestaltung veranstaltet. Es hat etwas mit Verantwortung und dem Bewusstsein zu tun, sich als Hersteller von Betonwerkstein mit der gebauten Umwelt auseinanderzusetzen. Rund 400 Architekten, Landschaftsplaner und Entscheidungsträger der Verwaltung waren diesmal der Einladung der Firma Metten Stein+Design am 12. Mai 2011 nach Düsseldorf gefolgt, um sich bei einem hochkarätig besetzten Forum mit der Zukunft der Stadt auseinanderzusetzen. Zu der erstmals in den Düsseldorfer Rheinterrassen stattfindenden Veranstaltung – bislang war der Veranstaltungsort in Bergisch Gladbach – war es gelungen,  Zukunftswissenschaftler Prof. Dr. Horst W. Opaschowski, den Stadtplaner und Architekt Dipl.-Ing. Michael Heller, Dipl.-Ing. Christoph Wetzel, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Bergischen Universität Wuppertal, sowie den Journalisten Ulrich Wickert als Referenten zu gewinnen. Für wen planen und entwickeln wir Stadt? Innenstadt – Lebensfähigkeit oder Verdünnung? Masterplan – Vision oder Pragmatismus? Was passiert, wenn nichts passiert? Diese Fragen und vieles mehr beleuchteten die Experten aus unterschiedlichen Perspektiven.

WERTEWANDEL UND LEBENSRÄUME

Wie arbeitet und lebt man in Deutschland im Jahr 2030? Mit großem Interesse folgten die Teilnehmer den Ausführungen des Hamburger Zukunftswissenschaftlers Prof. Dr. Horst Opaschowski.  Dies umso mehr, als Opaschowski eingangs betonte, dass seine Prognosen stets von einer relativ hohen Treffsicherheit gekennzeichnet seien. „Ein Zukunftstrend muss zehn bis 20 Jahre richtungweisend sein, denn er basiert auf statistischen Zeitreihen“. Einer seiner Trends bezieht sich auf die Globalisierung der Arbeitswelt, die in letzter Konsequenz auch die Verteilung der Arbeit rund um den Globus betrifft.

Seine Formel für Arbeit:  0,5 mal 2 mal 3. Was bedeutet, dass künftig die Hälfte an  Mitarbeitern doppelt so viel verdienen und dafür aber dreimal so viel leisten müssen wie früher.

Opaschowski prognostizierte für die kommenden Jahre auch eine Leistungsexplosion der jungen Generation. Der Anteil der Hedonisten, die nur das Leben genießen wollen, sei schon jetzt zurückgegangen. Die Familie gelte nicht länger als das Auslaufmodell. „Im 21. Jahrhundert sind Kinder und Familie wieder in“, so der Referent. Innerhalb der Familien werde man aber durchaus Diskussionen über einen Rollenwechsel führen: „Wir verabschieden uns vom Patriarchat.“

Anstatt „mit 50 zum alten Eisen“ zu gehören, sei eher der „Re-Start mit 50“ angesagt und mit 65 feiere man sogar ein Comeback, prognostizierte der Zukunftswissenschaftler. Ändern werden sich generell die Lebens- und Wohnkonzepte. Altenheime und betreutes Wohnen würden mehr und mehr Generationenhäusern und Seniorengemeinschaften weichen, nach dem Motto: „Gemeinsam statt einsam“. Und auch der Begriff Wohlstand wird künftig eine andere Interpretation erfahren: „Wohlstand im klassischen Sinne verliert an Bedeutung und wird zu einer Frage des persönlichen und sozialen Wohlergehens, so Opaschowski.  In Zukunft werde Wohlstand daher auch bedeuten, weniger Güter zu besitzen und doch besser zu leben. „Die Deutschen werden ärmer, nicht aber unglücklicher.“

Dr. Michael Metten nahm bei seinen `Ein- und Ausblicken auf Metten Stein+Design´ das Publikum mit auf eine kleine Reise und stellte sieben Objektberichte aus der gesamten Republik vor. Metten hob hervor, wie wichtig es für ein Unternehmen ist, soziale und wirtschaftliche Werte gleichberechtigt mit Umweltgesichtspunkten zu berücksichtigen: „Auch in Zeiten guter Geschäfte ist es entscheidend, den Blick für Natur, Umwelt und Menschen nicht zu verlieren. Und da ist man sehr schnell am Punkt `Nachhaltigkeit’ angelangt“, so Dr. Michael Metten. Als Beitrag aus dem Hause Metten, stellte er die innovative „BlueAir-Technology“ vor: „Blue-Air ist ein weiterer Baustein zur Erreichung unseres Ziels, das in Sachen Nachhaltigkeit führende Betonwerk zu sein.“ Nach dem Vorbild der Photokatalyse von Pflanzen baut die BlueAir-Technology von Metten vorhanden Stickstoffoxide in der Luft aktiv ab, indem  Betonwerksteine photokatalytisch aktiviert werden. Wie der Firmenschef berichtete, könne bereits ein Großteil aus dem Produktportfolio mit der neuen BlueAir-Technology ausgerüstet werden.

Damit beschreitet Metten weiter konsequent den Weg der Verantwortung gegenüber der Umwelt, den natürlichen Ressourcen und gegenüber künftigen Generationen. Mit dem neuen Energieeffizienzprogramm „GreenEfficiency“ wird in den kommenden Jahren nicht nur die Treibhausgasemission drastisch gesenkt (bis 2018 um 20% und bis 2035 um 45%), sondern demnächst auch produktbezogene Informationen über den CO2-Ausstoß vorliegen. „GreenEfficiency“ beinhaltet aber u.a. auch die Auswahl der Rohstoffe, den Strommix, das Recycling der Produkte und den schonenden Umgang mit Wasser.

Eine weitere Neuheit hatte Dr. Metten mit „Palladio“ mit nach Düsseldorf gebracht. Dabei handelt es sich um einen puristischen Betonstein, der mit einer neuartigen Oberfläche mit samtiger Textur `Ideen auf den Punkt´ bringt. Monochrome Farbtöne, klare Konturen und schnörkelloses Design und eine große Vielfalt an Formaten und Materialstärken erlauben maximale und einzigartige Gestaltungs- und Kombinationsmöglichkeiten. Besondere Neuerung bei „Palladio“ sind die 16 Zentimeter starken Steine in den Abmessungen 50 x 10, 37,5 x 10 und 25 x 10 cm. Mit diesem „Stadtparkett“ lassen sich klassische Fischgrät- und Stabparkett Verlegemuster nun auch im öffentlichen Raum realisieren.

Großen Anklang bei den Teilnehmern fand die Performance `RUN´, mit der die Kölner Agentur „Brandit“ den neuen „Parkettboden für den öffentlichen Raum“ eindrucksvoll in Szene setzte. Der Titel `RUN´ steht dabei beispielhaft für alle Szenen, die sich Tag für Tag auf den Plätzen der Welt abspielen. In einer beeindruckenden tänzerischen Darstellung werden diese Szenen auf den „Bühnen des Lebens“ lebendig gemacht. Einzigartiger Tanz, eigens komponierte Musik und eine Projektion auf eine an der Wand „schwebende“ 6 x 2 m große Betonsteinfläche sorgten für ein ganz besonderes Erlebnis.

AUFTRITTSICHERE STÄDTE

Dipl.-Ing. Christoph Wetzel forscht an der Bergischen Universität Wuppertal zum rutschhemmenden Potential von Fußböden und Schuhen. In seinem Vortrag stellte er Messmethoden und Prüfverfahren vor, die das Begehen u.a. von Betonwerkstein-Flächen in unterschiedlichsten Situationen und Kombinationen simulieren. Darüber hinaus vermittelte er, was es mit den Normungen und Rutschsicherheitseinstufungen auf sich hat. Als „auftrittsreif und ausreichend sicher“ können nach den Prüfergebnissen von Christoph Wetzel Betonwerksteine mit geschliffener Oberfläche eingestuft werden.

STADTENTWICKLUNG UND VISIONEN

Als Spezialist für städtebauliche Konzepte verdeutlichte der Architekt Dipl.-Ing. Michael Heller in seinem Vortrag die Bedeutung und Aufgabe eines Masterplans für Stadtentwicklung. Wichtig sei der Umgang mit der Geschichte für den Sprung in die Zukunft, meinte der Architekt, der die Funktion eines Masterplans damit beschrieb, Übersicht zu schaffen, den Charakter einer Stadt zu beschreiben, ihre Konturen zu schärfen sowie Entwicklungen zu stimulieren, wie man sie wieder neu bespielen kann: „Stadtvision ist nicht nur alles spektakulär neu zu machen, sondern Bestehendes zu mobilisieren“, so Michael Heller. Es seien oft mehr unspektakuläre aber intelligente Lösungen, die die Qualität eines Plans ausmachen. Letztendlich hänge der Erfolg auch von der Akzeptanz der Bürger ab, zeigte Heller an Projekten wie Köln und Frankfurt.

LEBENSWERTE NEU ENTDECKEN

Der Fernsehjournalist Ulrich Wickert referierte über ein Thema, das ihn seit längerem umtreibt  - von der Sehnsucht nach verlässlichen Werten. Er sprach von ethischen Werten, die eine Gesellschaft unbedingt braucht und die leider Mangelware seien: „Wenn in unserer Gesellschaft etwas nicht funktioniert, hängt es auch damit zusammen, dass Werte, die Tugenden ausmachen nicht bekannt sind.“  Für Wickert hat das viel mit Erziehung zu tun. Wichtig sei Verantwortung zu übernehmen und selbst Initiative zu ergreifen: „Heute scheint Geldgier über soziale Verantwortung zu siegen.“ Mit klaren Worten machte der Nachrichtenmann seine Meinung deutlich, dass gemeinschaftliche Werte, Tugenden und soziales Denken wichtig seienfür das menschliche Miteinander in einer Gesellschaft.

Man hörte ihm gebannt zu, erfuhr, dass er an vielen Orten auf dieser Welt gelebt hat. Er in seinem Jurastudium begriffen hat, dass die Arbeitswelt des Rechts nicht seine ist und dass sein Interesse für Philosophie erst später im Laufe seines Lebens geweckt wurde.

Am Ende des Tages das Resümee: Spannende Vorträge, individuelle Gespräche, professionelle Organisation, eine unterhaltende Moderation von Bastian Imenkamp sowie eine überragende Resonanz – die Metten-Foren haben sich als hochkarätige Fachveranstaltung für Planer etabliert, wie die Zahl der Wiederholungsteilnehmer belegt.

Zurück zu > Rückblick